Der Mensch ging immer seinem Geruchs- und Geschmackssinn nach: In 4000 Jahre alten Töpfen von Syrern fand man Koriander. Im Mittelalter waren fernöstliche Gewürze begehrt. Damit konnten Höchstpreise erzielt werden. Arabische, persische und venezianische Händler kontrollierten den Landweg zwischen Europa und Indien. So blieb weiteren Händlern nur der Seeweg.
Im 15. Jahrhundert nahmen Pioniere aus Portugal das Steuer in die Hand: Zunächst liess Heinrich der Seefahrer seine Kapitäne die westafrikanische Küste erkunden. Via Südafrika und Ostafrika erreichte dann Vasco da Gama das Ziel: Der grosse Entdecker fuhr am 20. Mai 1498 mit vier Schiffen in der indischen Stadt Calicut vor. Mit Muskat, Nelken, Pfeffer, Zimt und weiteren Gewürzen kehrte er zurück. Für die duftende Fracht erhielt er in seiner Heimat das Zehn- bis Hundertfache des Kaufpreises. Bald nahm die portugiesische Flotte wieder Kurs auf die indische Handelsmetropole.
Pfeffer und Muskat wurden mit Gold aufgewogen. Wo wohl die kostbaren Würzmittel wachsen
würden?, fragten sich die Europäer und wagten sich weiter nach Hinterindien vor: Indonesien,
Molukken, Run. Auf dieser winzigen Insel gediehen Muskatnüsse, auf zwei Nachbarsinseln zudem einzigartige Gewürznelken. Bald kamen weitere Handelsnationen auf den Geschmack: Engländer und Holländer kämpften mit Portugiesen um die Gewürzvorherrschaft.
Um 1667 gab es einen seltsamen Tausch: Die Engländer wollten von den Holländern das heutige New York. Im Gegenzug wollten die Holländer von den Engländern die winzige Insel Run, wo die Muskatnüsse wuchsen. Nach wie vor sind Schiffe auf der Gewürzstrasse unterwegs. Statt zehn Monate dauert ihre Fahrt jetzt zwölf Tage. Und Muskat kommt heute nur noch sparsam zum Einsatz: mit Nelken und Zimt beispielsweise in Basler Läckerli. Doch das Gewürz von der Insel Run zeigt, wie sich Menschen von Düften, Moden und Geld verführen lassen.
Gewürz stammt von Wurz und bedeutet Wurzel. Dazu werden Blätter, Blüten, Knospen, Früchte, Rinden, Samen oder Wurzeln einer Pflanze getrocknet. Zu den 50 wichtigsten Gewürzen
und Kräutern zählen heute: Pfeffer, Ingwer, Nelken, Zimt, Vanille, Paprika, Muskat, Kardamom, Kreuzkümmel, Anis, Safran. Die höchste Nachfrage hat Pfeffer; er macht einen Viertel des weltweiten Handels aus. Gepfefferte Preise zahlt man für Safran: 1 Gramm kostet rund 7.50 Franken. Safran Krokusse wachsen auch in der Schweiz, nämlich in Mund im Oberwallis.
Text: Edith Arnold
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