Religion und Kultur für Kinder

Voll normal dazugehören

Lina (12) ist gehörlos. Sie besucht die 6. Klasse. Über Augen und Hörgeräte bekommt sie fast alles mit. Eine wichtige Rolle spielt auch das Handy.


Laut- und Gebärdensprache

Lina lacht. Das macht ganz schön Krach: Um den Ausdruck im Gesicht zu verstärken, klatscht sie mit den Händen – auch auf die Jeanshosen. Sie kommuniziert oft mit dem ganzen Körper. So ist es nicht einmal wichtig, ob alle Worte verständlich sind, die aus ihrem Mund kommen. Kaum auf der Welt, merken die Eltern, dass Lina nicht auf plötzlichen Lärm reagiert. Daskommt ihnen bekannt  vor: Die Mutter ist seit Geburt gehörlos, der Vater normal hörend wie die ältere Tochter. Doch die junge Familie will um die Diagnose kein Tamtam machen. Alles soll so normal wie möglich verlaufen im kleinen Dorf zwischen Zug und Zürich. Gebärden als Chance! Denn eigentlich beginnt Lina früher zu sprechen als Gleichaltrige. Sie drückt sich mit Mimik, Gestik und Temperament oder
Händen und Füssen aus. Und in den Ferien ist sie die Erste, die mit allen kommuniziert. Gerade in Italien: Während sie gebärdet, gestikulieren ihre Gegenüber.

Video: Edith Arnold

Video-Chat mit Gebärden

Mit acht Jahren kann sie entscheiden, ob sie sogenannte Cochlea-Implantate will. Normal! Lina fasst kurz in die Haare und holt zwei Hörgeräte hervor. Diese sind magnetisch mit Implantaten verbunden, die hinter den Ohren hineinoperiert worden sind. Die Zwölfjährige spielt, ja kokettiert mit den hautfarbenen Geräten. Dann legt sie ihre «Kopfhörer» wieder an. Zwei Mal pro Woche geht Lina ins Hiphop und Ballett. Sie zeigt spontan ihr Können. Ob sie perfekt im Rhythmus ist, lässt sich nicht hören. Doch ihre Gesten sind ausdrucksstark. Später möchte sie Konfiseurin werden, sagt sie. Passen würde auch visuelle Moderatorin auf irgendwelchen Bildschirmen. Jedenfalls hat sie ihr Handy voll im Griff. Sie tippt kurz auf die Tasten und startet einen Video-Chat mit Schulfreundinnen. Ihnen hat sie Gebärden beigebracht. Die Girls unterhalten sich prächtig in Gebärden- und Lautsprache. Hausaufgaben stehen an. Das Handy müsste gegen das Deutschbuch getauscht werden. Doch Grammatik und Satzstellungen sind für Lina weniger lustig. Wenn sie nichts hören will, zieht sie einfach die «Stecker» am Kopf raus. Oder schliesst laut die Zimmertür.

Bild 1: Stopp!

Bild 2: zufrieden

Bild 3: lustig

Bild 4: Streit

Bild 5: böse

Ich will die Gebärdensprache auch lernen!

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Gurri
 

Text und Fotos: Edith Arnold


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