Die Türe in meinem Büro ist offen für alle: Es kommen Kinder und Jugendliche, die etwas auf dem Herzen haben. Auch mit Erwachsenen arbeite ich zusammen. Zum Beispiel mit Lehrpersonen, Eltern und Fachleuten. Wenn es Probleme gibt – zum Beispiel eben Streit – setzen wir uns zusammen und suchen einen Weg, um den Konflikt zu lösen.
Als Schulsozialarbeiterin habe ich häufig mit Streit zu tun. Dabei funktioniere ich wie eine
Art Puffer: Weil ich nicht am Streit beteiligt bin und auch keine Schuld zuweise, können sich alle Beteiligten zuerst einmal etwas beruhigen. Es gibt aber auch andere Themen, zum Beispiel Sorgen zu Hause oder die Liebe.
Sehr oft geht es um Freundschaft: Wer spielt mit wem? Warum hat die beste Freundin etwas Gemeines gesagt oder ein Geheimnis weitererzählt? Auch Missverständnisse führen häufig zum Streit.
Streit ist nicht nur schlecht! Es gehört zum Leben, unterschiedliche Meinungen auszutragen. Natürlich ist es nicht einfach zu merken: Diese Person hat andere Vorstellungen als ich. Aber aus ihrer Sicht hat sie vielleicht auch recht. Es gibt immer mehrere Seiten. Das sieht man gut an der Zahl 6. Wer sie von der anderen Seite anschaut, sieht eine 9. Was stimmt jetzt? Beides!
Kinder sind sehr gut darin, einen Streit auch selbst zu lösen. Erwachsene sollen sich nicht immer gleich einmischen. Oft hilft es Kindern schon, wenn sie einen guten Tipp bekommen, wie man wieder aufeinander zugehen kann.
Gut ist etwa die «Friedensbrücke», die kann man zum Beispiel auf den Boden zeichnen. Auf jeder Seite steht ein Kind und sagt, wie es den Streit/die Situation erlebt. Beim nächsten Schritt sagt man, wie man sich gefühlt hat und was für Lösungen es geben könnte. In der Mitte angekommen, gibt man einander die Hand und trifft eine Abmachung – zum Beispiel, dass jetzt Friede ist. Oder dass man einander akzeptiert und in Ruhe lässt.
Text: Christine Weber
jumi – Religion und Kultur für Kinder, 12.09.2022
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